Viel direkte Sonne, nährstoff- und kalkfreies Wasser und ungedüngter Weißtorf sind die Basis der erfolgreichen Karnivorenkultur.
Licht – Beleuchtung
Erst mit ausreichen viel Licht entfaltet sich die wahre Schönheit der fleischfressenden Pflanzen. Sie danken es mit einer Vielzahl an Blüten, einer tollen Rotfärbung und große Fallen.
Bis auf wenige Ausnahmen (Nepenthes und Pinguicula) sind fleischfressende Pflanzen sehr lichthungrig. Je mehr Licht sie bekommen, desto besser wachsen sie. Ein sonniger Platz ist für sie ideal.
Nepenthes und Pinguicula sind im Halbschatten besser aufgehoben. Sie sollten vor der Mittagssonne geschützt werden, da sie sonst verbrennen können.
Die Kultur unter Kunstlicht ist ebenfalls eine weit verbreitete Methode. Besonders bei speziellen Arten wie Heliamphora oder einige Nepenthes ist eine zusätzliche Beleuchtung ratsam. Hierfür gibt es ein großes, oft auch nicht mehr zu überblickendes, Angebot. Es reicht von Natriumdampflampen, über Leuchtstoffröhren bis zu Leds. Wichtig ist auf die Lichtfarbe zu achten. Sie sollte idealerweise in den Bereichen von 4200-4500 Kelvin (rötlich) und 6200-6500 Kelvin (bläulich) liegen. In diesen Bereichen ist die Fotosynthesetätigkeit der Pflanzen am stärksten. Für einen gesunden Wuchs sollte ein Mix aus beiden Lichtfarben gewählt werden.
Wasser
Da die meisten Karnivoren Sumpfpflanzen sind und dort ein saurer Ph-Wert gegeben ist, vertragen die Pflanzen kein kalkhaltiges Leitungswasser. Der Kalk würde sich an den Wurzeln festsetzen und die Wasseraufnahme verhindern. Die Pflanzen würden nach einiger Zeit eingehen.
Daher sollte auf Regenwasser, Osmosewasser oder destilliertes Wasser zurück gegriffen werden. Dieses Wasser ist nährstoffarm und kalkfrei und kann bedenkenlos für alle fleischfressenden Pflanzen verwendet werden.
Eine Ausnahme bilden hier einige mexikanische Pinguicula. Diese wachsen zum Teil auf kalkhaltigem Gestein und vertragen das Gießen mit einer Mischung aus Leitungswasser und Regenwasser.
Viele Karnivoren mögen es nicht von oben gegossen zu werden. Daher ist es ratsam sie in einen großen Untersetzer zu stellen, den man mit Wasser befüllt. Der Wasserstand kann problemlos 1cm betragen. Danach wartet man bis das Wasser aufgebraucht ist und lässt sie noch ein bis zwei Tage stehen. So kann Luft in die Erde gelangen. Vorsicht, an heißen Tagen die Zeit ohne Wasser verkürzen, da das Substrat nicht austrocknen darf.
Substrate und Zusätze
Als Substrat hat sich ungedüngter Weißtorf bewährt. Dieser enthält nur wenig Nährstoffe und bietet den Pflanzen das leicht saure Milieu, das sie benötigen und in dem sie gut gedeihen können.
Jede Pflanze stellt unterschiedliche Ansprüche an ihre Umgebung. Für einen gesunden Wuchs sollte also auch das Substrat nicht unbeachtet bleiben.
Karnivoren wachsen problemlos in ungedüngtem Weißtorf. Mit einigen Zusätzen (wie z.B. feuergereinigter Quarzsand, Perlite, Pinienrinde, Seramis, Blähton oder Flusskieseln) kann aber die Bodenbeschaffenheit verbessert und das Substrat an die Standortansprüche, der einzelnen Pflanzen, angepasst werden.
So sorgt Quarzsand für eine gute Wasserdurchlässigkeit und Perlite für eine gute Belüftung des Substrates. Dieses bleibt so über lange Zeit locker, luft- und wasserdurchlässig. Pinienrinde hat einen sauren Ph-Wert, zersetzt sich nur langsam und gibt keine Nährstoffe an das Substrat ab. Daher eignet sie sich, neben Seramis, Blähton und Kieseln, gut zur Skelettierung des Bodens, zum Schutz gegen Absacken und als Abdeckung für Substrate.
Bei Pflanzen die das Anstauverfahren nicht vertragen, können Blähton und Flusskiesel als Drainageschicht verwendet werden.
Anzucht – Vermehrung
Die Anzucht ist bei den meisten Arten nicht sehr problematisch und es gibt viele Arten der Vermehrung.
Die wohl bekannteste ist die Vermehrung über Samen. Das ist vor allem bei Dionaea und Drosera sehr effektiv, da sie viele Samen ansetzen. Wichtig ist auf frisches Saatgut zu achten. Karnivorensamen sind oft sehr klein und haben nur eine begrenzte Keimdauer. Zur Aussaat streut man die Samen einfach auf gut angefeuchteten Torf aus. Sie sollten nicht mit Erde bedeckt werden, da sie Lichtkeimer sind und die Sonne zum Keimen benötigen. Es sollte noch für erhöhte Luftfeuchtigkeit gesorgt werden, dann keimen die meisten Arten nach zwei bis vier Wochen.
Drosera capensis zum Beispiel blüht, bei guten Kulturbedingungen, bereits nach einem 3/4 Jahr. Nachdem die Blüten abgetrocknet sind, kann die nächste Generation an Pflanzen ausgesät werden.
Rizomenteilung, Blatt- oder Wurzelstecklinge sind weitere Methoden der Vermehrung. Hierbei ist Vorsicht geboten, um die Pflanzen nicht zu beschädigen. Oft bilden Karnivoren auch seitliche Ableger. Diese kann man bei ausreichender Größe abtrennen und seperat Weiterkultivieren. Die ersten Wochen sollte auf eine erhöhte Luftfeuchtigkeit geachtet werden, da die Pflanzen erst Wurzeln ausbilden müssen und um sie vor dem Austrocknen zu bewahren. Je nach Licht und Kulturbedingungen kann es einige Wochen dauern bis sich Wurzeln gebildet haben. Es sollte vermieden werden die Stecklinge aus dem Substrat zu nehmen. Das verhindert das anwachsen, da erste Wurzeln abgerissen werden. Ist der Steckling noch grün oder fängt er an zu wachsen, hat man gute Chancen das er auch anwächst.
Sphagnum – Torfmoos
Viele Karnivoren leben in Symbiose mit Torfmoosen. Diese bilden die Grundlage für Torfmoore und das Substrat für fleischfressende Pflanzen. Torfmoos oder auch Sphagnum ist für Karnivoren die ideale Begleitpflanze. Es kann sehr viel Wasser aufnehmen und speichern. Das Moos sorgt auserdem für einen sauren Ph-Wert, der schlecht für das Wachstum anderer Pflanzen ist. So bleibt die Umgebung frei von Pflanzen, die die relativ langsam wachsenden Karnivoren überwuchern könnten. Eine weitere eigenschaft von Sphagnum ist seine desinfizierende Wirkung. Diese führt dazu das Schimmel und Bakterien, die ja eine feucht-warme Umgebung mögen, abgetötet werden und sich nicht ausbreiten können.
Durch ihren Standort in Mooren oder tropischen Regenwäldern leben fleischfressende Pflanzen in einer Umgebung mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Durch die langsame Abgabe von Wasser an die Luft, hilft Torfmoos dabei das ideale Klima für Karnivoren zu erzeugen.
Tips für die erfolgreiche Überwinterung
Zum Winter hin benötigen einige Arten eine Winterruhe. Vor allem bei ausgewachsene Dionaea, Sarracenia und Darlingtonia ist es sinnvoll. Es gibt einige Möglichkeiten. Mit ausreichend Frostschutz ist die Überwinterung auf dem Balkon nicht sehr schwierig. Man sollte darauf achten, dass die Pflanzen ein ausreichendes Topfvolumen haben. Je mehr Substrat im Topf vorhanden ist, desto länger dauert es bis er durchgefrohren ist. Ein komplettes Einfrieren sollte vermieden werden, da die Pflanzen dann bei Sonne kein Wasser mehr aufnehmen können und vertrocknen.
Die Töpfe können zusätzlich mit Luftpolsterfolie oder Styropor umhüllt oder in ein Moorbeet oder Moorbeetkasten eingesenkt werden. Der Standort sollte wind- und regengeschützt, aber möglichst sonnig gewählt werden.
Gegen Herbst werden die Pflanzen dann nur noch leicht feucht gehalten. Staunässe ist zu vermeiden um Schimmel keine Angriffsfläche zu bieten.In besonders kalten Nächten oder bei Kahlfrösten, können die Pflanzen noch mit Reisig oder einem Frostschutzvlies abgedeckt werden.
Pflanzen die aus den Tropen oder der Äquatorgegend stammen, können im Winter warm durch kultiviert werden. Es sollte nur noch wenig gegossen werden, da die Pflanzen auch weniger Wasser verbrauchen. Das Substrat sollte dennoch nicht austrocknen. Auch im Winter sollte auf genügend Licht geachtet werden.
Viele Arten stellen im Winter das Wachstum ein. Mit der steigenden Sonneneinstrahlung im Frühling beginnen sie aber erneut mit dem Austrieb.
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